1502 Christoph Kolumbus sieht zum ersten Mal das
Land der Nicaraguac. " Nican" heißt in der Nahua - Sprache
" hier" und "arahuac" bedeutet "Menschen". So nennen sich auch
die Arahuaco - Indianer selbst.
- Ein Großteil der Bevölkerung des
heutigen Nikaragua wird deportiert und versklavt. Viele müssen
in die Silberminen von Peru und Bolivien.
- Der Mönch Bartolomé de las Casas
schrieb seinen berühmten Bericht über und gegen die
Ausrottung der Indianer. Wie die Weißen seien auch sie beseelte
Wesen, und ihr Untergang könne nur durch die Einfuhr afrikanischer
Sklaven verhindert werden. Im gesamten Nikaragua dürften
heute 4.000 bis 5.000 Einwohner leben, früher war es eine
der am dichtesten besiedelten Provinzen der Welt.
- Nach dem holländischen Freibeuter Bleeveldt
wird die Piratensiedlung und spätere britisch kontrollierte
Hafenstadt an der Karibikküste " Bluefields" genannt.
- Die spanischen Kolonisatoren fallen in den
Norden und den Osten ein, in Gebiete der Xicaque und der Vorfahren
der Miskito Indianer.
- Die römisch - katholische Kirche versucht
die Bekehrung der Einwohner in der Pazifikregion.
- Der erste Miskitokönig wird auf Jamaika
vom britischen Couverneur gekrönt. Sein Königreich steht
unter britischem Protektorat, das jedoch keine zentrale staatliche
Gewalt ausübt. Die Dorfgemeinschaften der Miskitos bleiben
selbständig, die anderen Tieflandindianer aber sind zeitweise
von Yucatan bis Panama den Miskito tributpflichtig.
- Aufstand der Indianer in León gegen
die Spanier.
- Die britische Krone läßt ihre Fahne
in Bluefields hissen und reklamiert die Miskitoküste, verballhornt
" Mosquitia " genannt, für sich.
- Indianeraufstand gegen die Spanier in Boaco,
angeführt vom Kaziken Yarince.
1811/12 In der gesamten Pazifikregion führen Volkserhebungen
zum Beginn des Unabhängigkeitskrieges. Erste Forderung ist die
Amtsenthebung des spanischen Statthalters. Die römisch - katholische
Kirsche steht fest an der Seite Spaniens
- Das Vizekönigreich von Guatemala, zu dem
das Territorium Nikaragua gehört, ruft seine
Unabhängigkeit von der spanischen Krone aus
- Der Präsident der Vereinigten Staaten,
James Monroe proklamiert die nach ihm benannte
Doktrin " Amerika den Amerikanern". Der Verfall des
alten Kolonialreiches Spaniens und Großbritaniens
und die wachsende Macht der USA machen deren expansionistische und
klassisch imperalistische Politik gegenüber
Lateinamerika möglich.
- Pläne des preußischen Königs
für deutsche Kolonien an der Miskitoküste werden von
der Protektoratsmacht Großbritanien
nicht unterstützt.
1846 - Deutsche Auswanderer gründen die Siedlung Karlstadt
nördlich von Bluefields. Schon
1921 1855 wird sie nach einer Epidemie wieder verlassen.
- Die Mährische Kirsche " Brudermission
" schickt ihre erste Mission nach Bluefields. Bis zum Ende
des 19. Jahrhunderts hat die pietitistische Brudermission aus
Herrenhut (Böhmen) fast alle Indianer
und afroamerikanischen Kreolen christianisiert.
- Im Clayton Bulwer Vertrag beschließen
England und die USA ohne Beteiligung Nikaraguas, gemeinsam
das " Recht " auf den Bau eines interozeanischen Kanals durch
Nikaragua in
Anspruch zu nehmen.
- In einem Bürgerkrieg innerhalb der nikaraguanischen
Oligarchie rufen die "Liberalen" den nordamerikanischen
Abenteurer William Walker mit einer kleinen Privatarmee gegen
die "Konservativen" zu Hilfe. Walker jedoch
ist entschlossen, ganz Zentralamerika zu erobern, ruft sich selbst
zum Präsidenten von Nikaragua aus und läßt die
1824 abgeschaffte Sklaverei wieder einführen. 1857 wird er
von der vereinigten Armee der zentralamerikanischen Staaten geschlagen
und muß fliehen.
- Im " Vertrag von Managua " unterstellen Nikaragua
und Großbritanien die Miskitoküste formell der
Souveränität Nikaraguas und sichern den Miskitos innere
Autonomie.
- In einem Schiedsspruch bekräftigt der
österreichische König Franz Joseph I. die Selbstbestimmung
der Miskito innerhalb der nikaraguanischen Republik. Handel und
Ausbeutung der Naturschätze sollen
der Miskitoregierung unterstehen. Campesinos in der Pazifikregion
rebellieren gegen die Großgrundbesitzer...
- Nordamerikanische Farmer beginnen Bananenplantagen
an der Miskitoküste anzulegen. Bis zur Jahrhunderwende gelingt
es ihnen, die Kontrolle über beinahe den gesamten Handel
des Gebietes zu erlangen.
???? Eine Militärrebellion an der Atlantikküste
und der Druck der USA zwingen General Zel nach 16 monatiger Diktatur
zum Rücktritt. Durch Aufnahme von Krediten in England und Verhandlungen
mit der deutschen und japanischen Regierung für einen Kanalbau
unter nikaraguanischer Soverenität hat er sich die USA zum Feind
gemacht.
- Im Bündnis mit der wieder an die Macht
gelangten konservativen Oligarchie setzen die USA
???? die Darwson-Verträge durch, in denen Nikaragua zu einer
in jeder Hinsicht von ihnen abhängige Wirtschaft und Politik
verpflichtet wird.
- Der neue konservative Präsident Adolfo
Díaz... ( bisher oder im Komplott mit ? ).. dem Buchhalter
einer nordamerikanischen Minengesellschaft in Nikaragua, nimmt
bei US-Banken Millionenkredite auf und überläßt
deren Regierung als Sicherheit die direkte Kontrolle der nikaraguanischen
Zolleinnahmen.
- Die Marines landen in Nikaragua und retten
die Regierung Díaz gegen ein aufständisches Heer des
bisherigen Kriegsministers Luis Mena, indem sie die Städte
Managua, Granada und León besetzen. Bis 1924 finden 10
weitere Versuche statt, die US-hörige Regierung zu stürzen.
Die Marines bleiben bis 1925 im Land.
1914 Im "Chamoro Bryan Vertrag" überläßt die Regierung
Díaz den USA für 3 Millionen Dollar und "auf
ewig" das exklusive Recht zum Bau eines interozeanischen Kanals.
- Im neu entflammten Bürgerkrieg zwischen
der " konservativen " und Regierung und den Liberalen, zu deren
Generälen auch César Augusto Sandino gehört,
erzwingt der persönliche Abgesandte des US-Präsidenten
Coolidge den " Pakt von Espino Negro ", indem er dem Anführer
der " Liberalen " General Moneda die Präsidentschaft verspricht.
Nur Sandino legt nicht die Waffen nieder, sondern zieht sich mit
30 seiner Soldaten in die Berge zurück. Es gelingt ihm, von
neuem ein kleines Heer aufzustellen und den US Truppen im Laufe
von sechs Jahren eine Reihe empfindlicher Niederlagen beizubringen.
- Die Nordamerikaner ziehen ihre Truppen ab,
nachdem sie für die Aufstellung und Ausbildung einer Nationalgarde
gesorgt und ihren Vertrauten Luís Somoza Garcia zu deren
Befehlshaber gemacht haben. Die Präsidentschaft übernimmt
Somozas Onkel, der " Liberale " Juan Bautista Sacasa.
- Sandino und seine engsten Mitstreiter, die
beim Abzug der USA die Waffen niedergelegt haben, werden auf Veranlassung
von Somoza ermordet.
- Somoza putscht gegen Sacasa und läßt
sich zum Präsidenten wählen. Bis 1979 gibt nun die
Familie Somoza ( oder hat ) den Oberbefehl ... . Mit
Raub und Korruption wird eines der größten Wirtschaftsimperien
Lateinamerikas errichtet.
- Der junge patriotische Dichter Rigoberto López
Perez erschießt den Tyrannen auf einem Bankett und stirbt
selbst im Kugelhagel von dessen Leibwächtern. Somozas ältester
Sohn Luis Somoza tritt die Nachfolge an.
Während der Baumwollanbau zur wichtigsten Devisenquelle
an der Westküste wird, ziehen sich die US-Firmen allmählich
aus der Atlantikregion zurück. Ihre Bananenplantagen und der
Raubbau an Gold, Silber und Edelhölzern haben tiefe Spuren hinterlassen.
Ein riesiges Gebiet abgeholzten Urwaldes im Nordosten ist zur unfruchtbaren
Steppe geworden.
- Im Anschluß an mehrere Guerillaversuche
der FSLN, Ende der 50 iger Jahre wird unter der Führung von
Carlos Fonseca Amador die "Sandinistische Front zur Nationalen
Befreiung" (FSLN) gegründet.
1963 Auf den ersten gescheiterten Versuch der FSLN, an der Grenze
zu Honduras ... Landguerilla aufzubauen folgt in Managua das vierjährige
Zwischenspiel einer " zivilen " Regierung unter dem somozatreuen
Präsidenten René Schick.
- Anastasio Somoza Debayle, jüngerer Sohn
des ermordeten Gründers der Dynastie und seit 1946 Chef der
Nationalgarde kommt durch Wahlbetrug an die Präsidentschaft.
Im gleichen Jahr startet von Puerto Cabezas ein Invasionsheer
nach Kuba, das jedoch bei seiner Landung in der Schweinebucht
von den Truppen der Revolution vernichtend geschlagen wird.
- Im Antlantikhafen Bluefields brennt die ganze
Innenstadt aus altem Holz nieder. Von der Regierung in Managua
kommt keine Hilfe.
- Ein Erdbeben zerstört Managua. Es gibt
40 000 Tote. Die Familie Somoza nutzt die Katastrophe, um sich
durch die Aneignung eines großen Teils der internationalen
Hilfsgelder zu bereichern.
1973/ Ausgedehnte Streiks, vor allem der Bauarbeiter stärken
die Opposition gegen Somoza, die
- sich mit Ausnahme der FSLN im Dezember 1974
in der "Demokratischen Union für die Befreiung
- UDEM" zusammenschließt. Angeführt wird sie von dem
Verleger der oppositionellen
Tageszeitung " La Prensa ", Pedro Joaquín
Chamorro.
Am 27.12.1974 gelingt es der FSLN mit einem spektakulären Überfall
auf ein Bankett zu Ehren des USA-Botschafters die Befreiung von
14 politischen Gefangenen. Somoza antwortet mit Kriegsrecht und
harten Repressalien, nicht nur gegen die Guerilla, sondern auch
gegen die UDEM und die Gewerkschaftsbewegung.
- An der Frage, mit welcher Strategie jetzt gegen
die Diktatur gekämpft werden soll, spaltet sich
- die FSLN. Während die GPP - " Guerra Popular
Prolongada ( Langer Volkskrieg ) " weiter an diesem vom Lande
her festhält, stellt die " Proletarische Tendenz " die politische
Arbeit in den Städten in den Vordergrund.
- Die entscheidende Initiative ergreift jedoch
die " Dritte Tendenz " die auf einen baldigen allgemeinen Volksaufstand
hinarbeitet und dafür ein Bündnis mit den bürgerlichen
Kräften eingehen will. Am 14. Oktober greift sie in mehreren
Städten zugleich Kasernen der Nationalgarde an. Die Aktionen
werden von der öffentlichen Erklärung angesehener Priester,
Intellektuelller und Unternehmer im Exil der Gruppe der Zwölf
begleitet, in der die Beteiligung der FSLN in der politischen
Zukunft des Landes gefordert wird.
Januar
- Der UDEM-Führer Pedro Joaquiín
Chamorro wird auf Veranlassung des Kronprinzen der Dynastie, Anastasio
Somoza ermordet. Protestdemonstrationen, ein mehrtägiger
Aufstand in Monimbó - dem indianischen Viertel von Masaya
und ein von der bürgerlichen Opposition ausgerufener Generalstreik
bringen das Regime zum Wanken, doch noch nicht zum Sturz.
22.08.
- Ein FSLN-Komando unter Führung von Eden
Pastora besetzt den Nationalpalast in Managua und nimmt das gesamte
Parlament, mehrere Minister und Familienangehörige Somozas
zu Geiseln. Zwei Tage später wird die Triumpffahrt mit 60
befreiten politischen Gefangenen zum Flugplatz zum Signal. Die
" Breite Oppositionsfront - FAO " ruft zum Generalstreik auf.
Tägliche Massendemonstrationen im ganzen Land und ein spontaner
Aufstand im nördlichen Matagalpa steigern die Ungeduld der
Bevölkerung, so daß sich die FSLN geradezu gezwungen
sieht, am 9. September den allgemeinen Volksaufstand auszurufen.
Zwölf Tage braucht die Natioanalgarde, um mit unglaublicher Brutalität,
mit Luftangriffen und Panzereinsatz die vier Städte Masaya, León,
Chinandega und Estelí wieder einzunehmen, die mit kleinen Einheiten
der FSLN und der jugendlichen Bevölkerung, bewaffnet mit Schrotflinten,
Pistolen und selbstgemachten Sprengsätzen gemeinsam verteidigt
wurden. 5 000 Tote und etwa 10 000 Verletzte sind zu beklagen, fast
ausschließlich unter der Zivilbevölkerung.
06.08.
- Eine Vermittlungskommission der Organisation
der Amerikanischen Staaten ( OAS ) unter der Führung des
USA-Sonderbotschafters William Bowdlers trifft in Managua ein.
Die in der FAO vereinigte Opposition verlangt zunächst Somozas
bedingungslosen Rücktritt und die Bildung einer provisorischen
Regierung aller antisomozistischen Gruppen. Als aber auf Druck
der Vereinigten Staaten die bürgerliche Mehrheit der FAO
einer Koalitionsregierung mit Somozas
" Liberaler Partei " zustimmt, verläßt Sergio Ramírez,
Vertreter der " Gruppe der Zwölf " in der FAO-Kommission die
Verhandlungen.
Dem Auseinanderbrechen der FAO folgt ein Einigungsprozeß
all der Kräfte, die einen " Somozismus ohne Somoza " ablehnen.
Der Aktionseinheit der drei FSLN - Tendenzen im Dezember, folgt
Anfang Februar die Bildung der " Nationalen Patriotischen Front
" ( FPN ), eines breiten Parteienbündnisses.
08.03.
- Die Wiedervereinigung der FSLN wird mit der
Bildung einer neunköpfigen " Gemeinsamen Nationalen Führung
" besiegelt.
16.06.
- Während die USA noch im Mai einen Stützungskredit
für Somoza im Internationalen Währungsfond durchsetzen,
wendet sich die internationale " öffentliche Meinung " mehr
gegen die Diktatur.
In wenigen Wochen hat die FSLN etwa 20 Städte, dazu die dichtbesiedelten
Randviertel im Osten Managuas besetzt und kündigt die Bildung
einer fünfköpfigen Regierungsjunta des nationalen Wiederaufbaus
an, zu der neben den drei Sandinisten D. Ortega, Moises Hassan und
Sergio Ramirez auch der Unternehmer Alfonso Robelo und Violetta de
Chamorro, Witwe des ermordeten Prensaverlegers gehören. Die militärischen
Stellungen der Sandinisten festigten sich immer mehr und alle Versuche
der Nationalgarde, die drohende Niederlage Somozas noch aufzuhalten,
indem sie versuchen, die befreiten Städte wieder zurückzugewinnen,
schlagen fehl.
Da unternehmen die Vereinigten Staaten einen letzten
Versuch, diese drohende Niederlage noch aufzuhalten. In der OAS
spricht sich jedoch eine klare Mehrheit der amerikanischen Staaten
gegen den Antrag aus, einen panamerikanische Interventionstruppe
nach Nikaragua zu entsenden.
19.07.
- Angesichts der aussichtslosen Lage flieht Somoza
mit seiner Familie und dem Generalstab der Nationalgarde. Die
USA haben mit der Drohung einer direkten Intervention noch durchgesetzt,
daß die FSLN einen Waffenstillstand und die Verschmelzung
von Nationalgarde und Guerillaarmee akzeptiert. Doch der Übergangspräsident
Francisco Urcuyo, der nur den Waffenstillstand unterzeichnen und
die Macht an die neue " Regierungsjunta " übergeben soll,
fordert stattdessen die FSLN auf, die Waffen niederzulegen und
ihn als Präsidenten bis 1982 zu akzeptieren.
19.07.
- Doch die Nationalgarde ist demoralisiert und
befindet sich schon in der Auflösung. Immer mehr Einheiten
ergeben sich den Sandinisten, und nach 36 Stunden muß auch
Urcuyo fliehen, während sich die neue Regierungsjunta schon
in León, der zweitgrößten Stadt etabliert hat.
Am Tag darauf erreichen sie und die Nationale Führung der FSLN
im Triumpfzug Managua. |